Botanik und Geschichte

Ingwer – Zingiber officinale

Ingwer (Zingiber officinale) gehört zur Familie der Zingiberaceae und wächst in den Tropen und Subtropen. Es handelt sich um eine krautige, schilfähnliche, mehrjährige Pflanze, die sich kriechend durch einen knolligen Wuzelstock unterirdisch ausbreitet. Oberhalb des Erdreiches finden sich über 20 cm lange, lineal-lanzettliche Blätter. Die Blütentriebe sind lang mit dichtem Stand, wobei die einzelnen Blüten von Deckblättern umgeben sind. Die Blütezeit liegt zwischen Juli und August. Der Ingwer, den man heute auf dem deutschen Markt bekommt, stammt zumeist aus China. Wo der Ingwer seinen exakten Ursprung hat, lässt sich nicht mehr bestimmen, weil es keine Wildwüchse mehr gibt. Es wird jedoch vermutet, dass er aus Südostasien stammt.

Ingwer – bekannt seit über 4000 Jahren

Buddha am WasserGenau weiß man nur, dass Ingwer bereits seit über 4000 Jahren als Gewürz und Heilpflanze verwendet wurde. Schon der chinesische Gelehrte Konfuzius schrieb um 500 vor Christus über Ingwer und verbreitete dadurch bereits sehr früh das Wissen um dessen Wirksamkeit im asiatischen Raum. Hier unterschied man traditionell zwischen der Wirkung von rohem und getrocknetem Ingwer. Eine Differenzierung, die auch aus heutiger Sicht durchaus noch Sinn ergibt. Mittlerweile konnte man nämlich nachweisen, dass sich die Wirkstoffzusammensetzung des Ingwer-Rhizoms bei der Trocknung deutlich ändert. Am interessantesten ist dabei die Umwandlung einiger Scharfstoffe, insbesondere des 6-Gingerol in 6-Shogaol.

Siegeszug mit Feldherren und Legionären

Der Ingwer fand schließlich durch die Feldzüge Alexanders des Großen seinen Weg in den Westen und konnte zunächst in Griechenland und später dann auch im römischen Reich Fuß fassen. Auch hier nutzte man den Ingwer als Heilmittel bei zahlreichen Leiden. Für die Legionäre wurde er zum unverzichtbaren Begleiter auf den beschwerlichen Feldzügen durch den gesamten Mittelmeerraum. Auch der Leibarzt von Kaiser Tiberius  (41-54 n. Chr.), sowie seinem Nachfolger Nero (54-68 n. Chr.) behandelte diverse Leiden mit Ingwer.

In mittelalterlichen Klöstern kultiviert

Abbaye de Senanque - französisches KlosterIm Frankreich des neunten Jahrhunderts pflanzten Mönche den Ingwer dann in ihren Klöstern an. Dort wurde das alte Wissen über das Rhizom als Heilmittel ergänzt und niedergeschrieben. Auch der Handel mit Ingwer erlebte im Mittelalters seinen ersten Höhepunkt. Im 16. Jahrhundert brachten die Spanier die Knolle dann in ihre Kolonien, unter anderem auch nach Jamaika. Die Pflanze fand hier hervorragende Lebensbedingungen vor und gedeiht dort seitdem prächtig.

Im 17. Jahrhundert flaute der Handel dann allmählich ab. Lediglich in England bewahrte sich Ingwer eine unverzichtbare Stellung in der Küche. 1775 war er dann nochmals bedeutsam als Marschverpflegung im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.

In Deutschland fand Ingwer erst in den 1960er Jahren größere Beachtung als Gewürz. Heutzutage wächst das Interesse an Ingwer und seiner Heilwirkung jedoch beständig, da zahlreiche Studien das immense therapeutische Potential der Wurzel belegen.

Anbau von Ingwer daheim

Die Ingwerwurzel wird immer im Frühjahr (ab Februar) angepflanzt. Idealerweise pflanzt man den Ingwer in einen drainagefähigen Topf. Man bedeckt das Rhizom nur etwa 2 cm hoch mit Erde. Dabei sollte es sich um nährstoffreiche Anzuchterde handeln. Im Anschluss wird die Erde leicht befeuchtet und der Topf mit Plastikfolie abgedeckt, damit sich genügend Luftfeuchtigkeit entfalten kann. Nach einigen Wochen bildet sich der erste Spross. Zu diesem Zeitpunkt sollte dann die Plastikfolie entfernt und der Spross umgetopft werden, an einen möglichst sonnigen Platz. Ingwer benötigt möglichst kalkfreies Wasser, z.B. Regenwasser und sollte während der gesamten Wachstumsphase maximal ein bis zwei Mal gedüngt werden.

Erntezeit des Rhizoms

Schließlich kann die Heilwurzel im Herbst, ungefähr ab Oktober, geerntet werden. Die sich gelb verfärbenden Pflanzenblätter zeigen dies deutlich. Die Wurzel muss vorsichtig aus der Erde gezogen werden und kann im Anschluss sofort frisch verarbeitet oder getrocknet und vermahlen werden.