Alzheimer

Hat Ingwer eine Wirkung bei Alzheimer?

Alzheimer zählt zu den am meisten gefürchteten Krankheiten des 21. Jahrhunderts. Diese schleichende Form der Demenz tritt vor allem im Alter auf und kann bis heute nicht geheilt werden. Therapien zielen lediglich darauf ab, die Symptome zu lindern und können die Ursachen nicht bekämpfen. Ingwer hat in verschiedenen vorklinischen Studien gezeigt, dass er einen Beitrag zur Vorbeugung und Bekämpfung von Alzheimer leisten könnte.

Neurologische Erkrankungen stellen eine besondere Herausforderung für die moderne Medizin dar. Der Stoffwechsel von Gehirn und Nervensystem unterscheidet sich vom restlichen Körper, weswegen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson bis heute nicht vollständig verstanden sind. Die Suche nach effektiven Therapiemöglichkeiten dauert dementsprechend an und bis heute kann man lediglich die Symptome reduzieren, ohne die Erkrankung wirklich zu heilen.

Was ist Alzheimer?

Menschen im WartezimmerAlzheimer ist eine Form der Demenz. Die Erkrankung ist multifaktoriell bedingt und bricht meist ab dem 60. Lebensjahr aus. Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer, was jedoch vor allem auf das höhere Durchschnittsalter der Frauen zurück zu führen ist. Es kommt bei diesem Krankheitsbild zu einem Substanzverlust der Großhirnrinde, was schließlich zu Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten führt. Die Betroffenen verhalten sich zunehmend apathisch, leiden unter Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Sprachverlust und verlernen einfachste Tätigkeiten. Die Lebenserwartung liegt nach der Diagnose bei etwa acht Jahren. Die Betroffenen sind durch Muskelschwund und Bettlägerigkeit geschwächt und versterben oft an Lungenentzündungen oder Herzinfarkten. [5]

Wie entsteht Alzheimer?

Ingwer und Alzheimer
Bei Alzheimer kommt es zur Ansammlung sogenannter Plaques zwischen den Nervenzellen und Fibrillen in den Zellen, die langfristig zu deren Absterben führen. Ingwer konnte diesen Vorgang in Zellkulturen und Tierstudien reduzieren.

Die genauen Mechanismen der Entstehung von Alzheimer sind bis heute nicht geklärt. Es gibt eine Reihe von Beobachtungen, jedoch kann man bislang nicht mit absoluter Sicherheit sagen, was nun Auslöser, oder Folge der Erkrankung ist. In einigen Fällen scheint der Krankheit eine Vererbung zu Grunde zu liegen, in anderen Fällen bricht sie spontan aus. [5] Außerdem scheint ein gewisser Anteil der Erkrankungen auf bestimmten Mutationen zu basieren. Viel wichtiger ist jedoch, dass das Alzheimer-Risiko durch Insulin-Resistenz und Diabetes [1], erhöhte Cholesterin-Werte [2], sowie Bluthochdruck und chronische Entzündungen [3] steigt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ein gesunder Lebenswandel mit ausgewogener Ernährung und Bewegung einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Alzheimer leisten kann (siehe dazu auch Abnehmen).

Die Ursachen von Alzheimer sind nicht abschließend geklärt, das Risiko steigt jedoch mit einem ungesunden Lebenswandel

Doch was passiert nun genau im Gehirn? Hier sind einige Prozesse zu nennen, bei denen man noch nicht mit Sicherheit sagen kann, welche Bedeutung sie für das Krankheitsgeschehen besitzen. Zum einen wird ein Membranprotein der Nervenzellen fehlerhaft gespalten. Das Abbauprodukt lagert sich als sogenannte beta-amyloide Plaques zwischen den Nervenzellen ab. zum anderen reichert sich in den Nervenzellen ein Strukturprotein namens Tau zu sogenannten Fibrillen an. Diese schränken die Funktion der Nervenzelle zunehmend ein, bis diese abstirbt. [4]

Außerdem funktionieren die Mitochondrien, die energetischen Kraftwerke der Zellen, nicht mehr richtig und die Kommunikation der Nervenzellen über sogenannte cholinerge Synapsen ist gestört. Sind die Mitochondrien geschädigt, fallen verstärkt reaktive Sauerstoffverbindungen an, man spricht von oxidativem Stress. Schließlich kommt es zu einer neuronalen Entzündung, die sich von normalen Entzündungen unterscheidet und für zusätzlichen Gewebeschaden zu sorgen scheint. Letztlich scheinen all diese Prozesse in einem Absterben von Nervenzellen zu resultieren. [4]

Plaques, Fibrillen und Neuroinflammation führen zum Tod von Nervenzellen

Die aktuellen Therapieansätze versuchen vor allem die Kommunikation über die cholinergen Synapsen zu verbessern. Dadurch ist es jedoch nur möglich die Symptome zu lindern, ohne die Erkrankung wirklich zu bekämpfen. [4]

Wie kann Ingwer bei Alzheimer helfen?

frische Ingwer-WurzelEs gibt zahlreiche vorklinische Studien in Zellkulturen und an Tieren, die gezeigt haben, dass Ingwer und seine Inhaltsstoffe in der Alzheimer-Therapie Verwendung finden könnten. Eine aktuelle Übersichtsarbeit von 2018 hat die existierenden Daten zusammen gefasst. [4]

So konnte in Zellkulturen gezeigt werden, dass Ingwer, bzw. dessen Inhaltsstoffe (siehe 6-Gingerol und 6-Shogaol)neuronale Entzündungen reduzierten. Außerdem konnte man eine Verbesserung der Mitochondrien-Gesundheit beobachten und es kam zu einer gesteigerten Aktivierung von antioxidativen Systemen. Nicht zuletzt konnte man eine Hemmung von Enzymen beobachten, die die Bildung der beta-amyloiden Plaques fördern. [4]

Noch vielversprechender sind die Beobachtungen an Mäusen und Ratten. Dort konnte man durch die Gabe von Ingwer ebenfalls eine Reduktion von Entzündungen und oxidativem Stress beobachten. Außerdem war die Plaque-Konzentration geringer und die neuronalen Schäden waren insgesamt weniger stark ausgeprägt. Am interessantesten ist jedoch, dass die Tiere weniger Verhaltensstörungen aufwiesen und eine Verbesserung von Lernverhalten und Gedächtnis zeigten. [4] Demzufolge scheint Ingwer zumindest bei Tieren dem Voranschreiten von Alzheimer entgegen zu wirken.

In Tierstudien wurde Ingwer effektiv gegen Alzheimer eingesetzt

So vielversprechend diese Daten auch sind, aktuell fehlen noch die Untersuchungen am Menschen, um eine endgültige Bewertung abzugeben. Nicht jede Wirkung, die an Mäusen beobachtet wurde, konnte man auch beim Menschen erzielen. Trotzdem sind viele Wissenschaftler zuversichtlich, Ingwer in naher Zukunft therapeutisch zur Anwendung bringen zu können. [4]

Man kann dementsprechend aktuell auch für Betroffene keine generelle Einnahmeempfehlung aussprechen, ohne dabei vielleicht falsche Hoffnungen zu wecken. Jedoch kann man festhalten, dass Ingwer als extrem sicher gilt und keine ausgeprägten Nebenwirkungen zeigt (außer bei gleichzeitiger Einnahme mit Gerinnungshemmern, siehe Herz-Kreislauf-Erkrankungen). [4] Dementsprechend kann jeder selber entscheiden, ob man es auf einen Selbstversuch mit Ingwer-Extrakten ankommen lassen möchte.

Quellen

(1) Neumann, K. F., Rojo, L., Navarrete, L. P., Farias, G., Reyes, P., & Maccioni, R. B. (2008). Insulin resistance and Alzheimer’s disease: molecular links & clinical implications. Current Alzheimer Research, 5(5), 438–447.

(2) Lee, H. J., Korshavn, K. J., Kochi, A., Derrick, J. S., & Lim, M. H. (2014). Cholesterol and metal ions in Alzheimer’s disease. Chemical Society Reviews, 43(19), 6672–6682. 

(3) Holmes, C. (2013). Review: systemic inflammation and Alzheimer’s disease. Neuropathology and Applied Neurobiology, 39(1), 51–68. 

(4) Choi, J. G., Kim, S. Y., Jeong, M., & Oh, M. S. (2018). Pharmacotherapeutic potential of ginger and its compounds in age-related neurological disorders. Pharmacology & Therapeutics, 182, 56–69. 

(5) https://de.wikipedia.org/wiki/Alzheimer-Krankheit