Übelkeit und Erbrechen
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Hilft Ingwer gegen Übelkeit und Erbrechen?
Einer der häufigsten Gründe für die Einnahme von Ingwer ist Übelkeit. Ob gegen Reise-Krankheit, während der Schwangerschaft, oder im Rahmen einer Chemo-Therapie, Ingwer gilt als natürliche Alternative zu Medikamenten. Doch ist die Wirkung von Ingwer bei Übelkeit und Erbrechen tatsächlich wissenschaftlich anerkannt? Und ist die Anwendung von Ingwer während Schwangerschaft, oder Chemo-Therapie überhaupt unbedenklich?
Chronisches Erbrechen und permanente Übelkeit zählen zu den unangenehmsten Begleiterscheinungen von Chemo-Therapien und Schwangerschaft. Die meisten Leute empfinden bereits gelegentliche Reisekrankheit bei Auto-, oder Schifffahrten als belastend – schwer vorstellbar, täglich unter diesen Symptomen zu leiden. Dabei sollte man nicht vergessen, dass chronisches Erbrechen nicht nur die Lebensqualität mindert, sondern auch ernsthafte gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann. So kommt es zu einer reduzierten Aufnahme von Nährstoffen und in der Folge zu Mangelerscheinungen. Außerdem schädigt die Magensäure die Zähne und die Schleimhaut der Speiseröhre, was die Entstehung von Speiseröhrenkrebs fördern kann. Bei länger andauerndem Verlust von Magensäure versucht der Körper den Säure-Basen-Haushalt zu stabilisieren, wobei verstärkt Kalium ausgeschieden wird. Es kommt zu einem Kalium-Mangel, der unbehandelt zu Herzrhythmusstörungen führen kann.
Chronisches Erbrechen kann Zahnschäden, Speiseröhrenkrebs und Herzrhythmusstörungen verursachen
Angesichts dieser Folgeschäden ist es sinnvoll, chronischer Übelkeit entgegen zu wirken. Dazu existieren verschiedene Medikamente, die als sogenannte Antiemetika bezeichnet werden. Diese Medikamente sind bei gelegentlicher Einnahme in der Regel unproblematisch, können jedoch bei langfristiger Einnahme problematisch werden. So lösen sogenannte Antihistaminika bei vielen Patienten Müdigkeit und Benommenheit aus. Andere Präparate können Durchfall verursachen, was speziell bei Chemo-Patienten problematisch ist, da diese oft ohnehin schon eine angegriffene Darmschleimhaut haben. [1] Aus diesem Grund ist es sinnvoll, sich speziell bei chronischer Übelkeit auch mit schonenden Alternativen auseinanderzusetzen. Um beurteilen zu können, ob Ingwer eine solche Alternative sein kann, ist es wichtig, sich zuerst vor Augen zu führen, wie Übelkeit zu Stande kommt.
Wie entsteht Übelkeit?
Übelkeit ist in erster Linie ein Schutzreflex, mit dem verhindert werden soll, dass wir schädliche Substanzen aufnehmen. So kann zum Beispiel eine schnelle Aufnahme von größeren Mengen Alkohol zu einem Brechreiz führen, da der Körper versucht zu verhindern, dass noch mehr Alkohol aufgenommen wird.
Der Brechreiz wird über das sogenannte Brechzentrum im Gehirn reguliert. Dabei handelt es sich um lose zusammen hängende Gruppen von Neuronen im Hirnstamm, also dem Teil des Gehirns, der ins Rückenmark übergeht. Die beteiligten neuronalen Strukturen werden auch als Area postrema, Formatio reticularis und Nucleus tractus solitarii bezeichnet.
Der Brechreiz wird über das Brechzentrum im Hirnstamm ausgelöst
Das Brechzentrum erhält über verschiedene Nervenverbindungen Informationen aus anderen Regionen des Körpers. Deswegen kann Übelkeit auch durch sehr unterschiedliche Reize ausgelöst werden. Der Magen-Darm-Trakt vermittelt Informationen über schädliche Stoffe in der Nahrung, oder eine zu schnelle Magenfüllung. Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr reagiert auf schnelle, anhaltende Drehung. Und die Area postrema kann direkt detektieren, ob sich im Blut irgendwelche Giftstoffe befinden. Darüber hinaus können auch unangenehme Gerüche, Aromen und Schmerzreize Übelkeit vermitteln.
Giftstoffe, eine zu schnelle Magenfüllung, schnelle Drehung und Schmerzen können Übelkeit auslösen
In der Schwangerschaft, oder während einer Chemo-Therapie kommen weitere Faktoren hinzu, die den Brechreiz auslösen können. Bei Schwangeren ist vermutlich die gesteigerte Hormonproduktion für die Übelkeit verantwortlich, auch wenn man sich bis heute nicht sicher ist, welcher Mechanismus genau dahinter steckt. Chemo-Patienten leiden hingegen unter den Nebenwirkungen der von ihnen eingenommenen Medikamente (siehe hierzu auch Krebs).
Chemotherapeutika sind in der Regel Medikamente, die Zellen mit einer besonders hohen Teilungsrate angreifen. Dadurch sollen sie sich möglichst gezielt gegen Krebszellen richten, da diese sich besonders häufig teilen. Leider werden bei einer Chemotherapie immer auch gesunde, sich schnell teilende Zellen von Haut, Knochenmark, Magen-Darmtrakt, Nervensystem, Herz, Atemwegen und Leber in Mitleidenschaft gezogen. [1] Die Zell-Schäden im Magen-Darm-Trakt können durch oxidative und entzündliche Prozesse zur Entstehung von Übelkeit beitragen. Darüber hinaus binden viele Chemo-Therapeutika an sogenannte Serotonin-Rezeptoren, die an der Vermittlung von Übelkeit beteiligt sind. [2]
Während einer Chemo-Therapie tritt Übelkeit als Nebenwirkung der Medikamente auf. In der Schwangerschaft ist der erhöhte Hormonspiegel verantwortlich
Übelkeit und Erbrechen werden also durch komplexe Prozesse ausgelöst. Dementsprechend existieren verschiedene Möglichkeiten, wie Ingwer gegen Übelkeit helfen könnte. Mehrere Studien haben sich mit der möglichen antiemetischen Wirkung von Ingwer in unterschiedlichen Anwendungsgebieten befasst.
Wie kann Ingwer gegen Übelkeit helfen?
Ingwer, bzw. seine aktiven Inhaltsstoffe (siehe auch 6-Gingerol und 6-Shogaol) wirken Übelkeit an verschiedenen Punkten entgegen. So konnte gezeigt werden, dass Ingwer die Serotonin-Rezeptoren beeinflusst. Seine Inhaltsstoffe scheinen dabei nicht einfach die Rezeptoren zu blockieren, sondern modulieren sie wohl in ihrer Wirkung. Außerdem scheinen sie auch die Wirkung anderer Transmitter wie Acetylcholin, oder Substanz-P zu beeinflussen. [2]
Ingwer moduliert die Wirkung der Serotonin-Rezeptoren
Darüber hinaus wirkt Ingwer antioxidativ und entzündungshemmend (siehe auch Entzündungen). Die durch Chemotherapeutika verursachten Schäden der Darmschleimhaut sind über oxidativen Stress und Entzündungen an der Vermittlung von Übelkeit beteiligt. Ingwer könnte damit helfen, die Schäden im Verdauungstrakt zu reduzieren und würde gleichzeitig der Entstehung von Übelkeit bei Chemo-Patienten entgegen wirken. [2]
Ingwer reduziert oxidativen Stress und Entzündungen in der Darmschleimhaut
Einige Chemotherapeutika können auch die Verdauungstätigkeit reduzieren. Diese Wirkung kann unter Umständen ebenfalls Übelkeit begünstigen. Ingwer ist dazu in der Lage die Motilität der Darmmuskulatur anzuregen und dadurch die Passagezeit der Nahrung zu verkürzen. [2]
Ingwer fördert die Verdauungstätigkeit
Es existieren also verschiedene Mechanismen, über die Ingwer nachweislich die Entstehung von Übelkeit und Erbrechen beeinflussen könnte. Die Frage ist jetzt, ob diese theoretische Wirkung auch beim Menschen zu einer konkreten Reduktion des Übelkeits-Empfinden führt.
Ist Ingwer geeignet zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen?
Die Ergebnisse zu Ingwer gegen Übelkeit sind auf jeden Fall vielversprechend. So konnte Ingwer in Studien erfolgreich gegen Reisekrankheit und post-operative Übelkeit eingesetzt werden. [3] Auch bei Schwangeren erwies sich Ingwer als effektiv und sicher. Jedoch schränken die Autoren ein, dass Schwangere Ingwer genau wie ein Medikament nur unter ärztlicher Aufsicht zu sich nehmen sollten, und dass entsprechende Ingwer-Extrakte in Bezug auf ihren Wirkstoffgehalt standardisiert werden sollten. [4]
Ingwer ist effektiv und sicher zur Bekämpfung von Reisekrankheit, post-operativer Übelkeit und Schwangerschafts-Übelkeit
Zu Ingwer in der Chemo-Therapie existieren leider noch keine konkreten Studien. Da er jedoch in bisherigen Studien so gut wie keine nennenswerten Nebenwirkungen gezeigt hat und allgemein als sicher gilt, spricht eigentlich nichts dagegen, Ingwer auch während einer Chemo-Therapie zu verwenden. Im Gegenteil könnten speziell Chemo-Patienten von der zusätzlichen krebshemmenden Wirkung des Ingwers profitieren (siehe hierzu Krebs). Dementsprechend fordern Experten auch Studien, die die Wirkung von Ingwer bei Chemo-Patienten untersuchen. [1]
Ingwer ist ein vielversprechender Kandidat für die Therapie von Ingwer während einer Chemo-Therapie. Aktuell fehlen jedoch noch die Studien am Menschen
Man kann also abschließend festhalten, dass Ingwer Übelkeit und Erbrechen auf verschiedenen Wegen effektiv hemmt. Da Ingwer im Allgemeinen als sicher eingestuft wird und nur geringe Nebenwirkungen zeigt, bietet er sich als natürliche Alternative zu antiemetischen Medikamenten an. Außerdem könnte Ingwer auch speziell im Hinblick auf seine anderweitigen gesundheitlichen Vorzüge zukünftig in der Behandlung von Chemotherapie-induzierter Übelkeit Anwendung finden.