Regelschmerzen
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Hilft Ingwer bei Regelschmerzen?
Mehr als die Hälfte aller Frauen vor der Menopause sind regelmäßig von Schmerzen im Rahmen der Periode betroffen. Damit zählen diese Beschwerden zu den häufigsten gynäkologischen Behandlungsanlässen. Da viele Frauen nur ungerne regelmäßig Medikamente einnehmen möchten, um die Schmerzen in den Griff zu kriegen, ist die Nachfrage nach natürlichen Alternativen groß. Ingwer scheint in dieser Hinsicht ein vielversprechender Kandidat zu sein. Doch gibt es wissenschaftliche Daten, die die Verwendung von Ingwer bei Regelschmerzen unterstützten?
Regelschmerzen werden in Fachkreisen auch als Dysmenorrhoe bezeichnet. Je nach Quelle leiden zwischen 16 und 91% der Frauen im reproduktionsfähigen Alter unter entsprechenden Beschwerden. [2] Die Symptomatik ist dabei definiert als Schmerzen im unteren Bauchraum und Becken während, oder kurz vor der Menstruation. Die betroffenen Frauen leiden darüber hinaus häufig unter Rückenschmerzen, Übelkeit und Völlegefühl. Die Symptome sind besonders bei jungen und sehr schlanken Frauen stärker ausgeprägt. Außerdem können Stress und psychische Belastung die Beschwerden verstärken. [5]
Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen einer primären und einer sekundären Dysmenorrhoe. Bei der primären Dysmenorrhoe liegt keine zusätzliche Erkrankung vor, die die Beschwerden beeinflussen könnte. Die Schmerzen sind demnach ausschließlich auf die Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut zurückzuführen. Bei der sekundären Dysmenorrhoe liegt hingegen ein zusätzliches gynäkologisches Krankheitsbild vor, das die Schmerzen unter Umständen verstärkt. Beispiele hierfür wären die Endometriose, oder ein Uterus-Myom. [5]
Wie entstehen Regelschmerzen?
Wie bei vielen Krankheitsbildern ist die Entstehung von Regelschmerzen noch nicht vollständig verstanden. Bei der primären Dysmenorrhoe geht man jedoch davon aus, dass im Rahmen der Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut verstärkt sogenannte Prostaglandine freigesetzt werden. Diese hormon-artigen Botenstoffe fungieren unter anderem als Entzündungsmediator. In der Gebärmutter bedingen sie eine starke Kontraktion der Muskulatur, um dadurch die Schleimhaut abzustoßen. Darüber hinaus steigern Prostaglandine die Schmerzsensitivität des Gewebes, sodass die Kontraktionen der Muskeln, zusammen mit damit einhergehenden Minderdurchblutungen die Schmerzen verursachen könnten. [1,2]
Regelschmerzen entstehen durch eine gesteigerte Freisetzung von Prostaglandinen
Über die akute Schmerzsymptomatik hinaus können Regelschmerzen auch langfristige Folgen nach sich ziehen. Vieles deutet darauf hin, dass die gesteigerte Schmerzsensitivität, verursacht durch die Prostaglandine, das Schmerzempfinden der Frauen nachhaltig beeinflusst. Dadurch könnten Frauen, die jahrelang unter Regelschmerzen litten, auch nach der Menopause anfälliger für chronische Schmerzen sein, zum Beispiel im Zusammenhang mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, oder Kopf- und Rückenschmerzen.[3]
Regelschmerzen können das Schmerzempfinden langfristig steigern
Es ist demnach sinnvoll, Regelschmerzen bestmöglich entgegen zu wirken, auch um eventuelle Spätfolgen zu vermeiden. Als mögliche Therapieansätze kommen dabei in der Regel orale Kontrazeptiva (die Pille), oder sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz. [5]
Die Pille lindert Regelschmerzen, indem sie direkt in den Hormonhaushalt eingreift. Ohne das Potential der Pille zur Verhütung, oder Schmerzlinderung in Frage stellen zu wollen, kann man festhalten, dass sie deutliche Nebenwirkungen mit sich bringt, speziell bei längerer Einnahme. Dementsprechend ist sie nicht für jede Frau eine Option. [5]
Alternativ greifen viele Frauen bei Regelschmerzen zu nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie z.B. Ibuprofen, oder Aspirin. Diese Medikamente wirken durch Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase, welches für die Produktion von Prostaglandinen verantwortlich ist. Allerdings scheinen je nach Quelle bis zu 25% der Frauen nicht auf diese Präparate anzusprechen. [1] Darüber hinaus können NSAR kurzfristig Durchfall, Kopfschmerzen und Übelkeit hervorrufen. Eine langfristige Einnahme kann außerdem die Entstehung von Magengeschwüren und Nierenerkankungen fördern.
Die medikamentösen Therapiemöglichkeiten sind mit zahlreichen Nebenwirkungen verbunden
Angesichts dieser begrenzten Therapiemöglichkeiten ist das Interesse an alternativen Therapien groß. Ingwer, bzw. seine Inhaltsstoffe haben in früheren Studien gezeigt, dass sie bei verschiedenen Krankheiten schmerzlindernd wirken. [4] Zwei aktuelle Übersichtsarbeiten aus den Jahren 2015 und 2016 haben sich daraufhin mit der Frage beschäftigt, ob Ingwer auch konkret bei Regelschmerzen helfen könnte. [1,2]
Wie kann Ingwer bei Regelschmerzen helfen?
Ingwer besitzt das Potential, Regelschmerzen auf verschiedenen Wegen entgegen zu wirken. Ingwer wirkt zum einen entzündungshemmend. Seine Scharfstoffe 6-Gingerol und 6-Shogaol hemmen ähnlich wie die zuvor erwähnten NSAR das Enzym Cyclooxygenase (siehe auch Entzündungen). Dadurch wird auch die Produktion der Prostaglandine unterbunden. [1,2]
Ingwer hemmt die Produktion von Prostaglandinen
Darüber hinaus kann 6-Shogaol an einen Rezeptor namens TRPV1 binden. Dieses Oberflächenprotein sitzt auf Nervenzellen und vermittelt bei starker Hitze oder Kälte Schmerzen. Wird dieser Rezeptor jedoch dauerhaft durch einen nicht-schädlichen Reiz aktiviert, vermittelt er weniger Schmerzen. Auf diesem Weg könnte Ingwer, bzw. 6-Shogaol die Schmerzsensitivität reduzieren. [1]
Ingwer reduziert die Schmerzsensitivität
Die Ergebnisse der Übersichtsarbeiten fielen dementsprechend auch recht positiv aus. So erwies sich Ingwer durchweg als effektiver als ein Placebo in der Therapie von Dysmenorrhoe. Im Direktvergleich mit NSAR war Ingwer gleich effektiv, jedoch mit weniger Nebenwirkungen. Das einzige, was in den Arbeiten kritisiert wurde, war, dass die Zahl der Studien insgesamt recht gering ausfiel. [1,2]
Ingwer reduziert Regelschmerzen genau so effektiv wie NSAR, jedoch mit weniger Nebenwirkungen
Zusammenfassend kann man also sagen, dass Ingwer bei Regelschmerzen eine echte Alternative sein kann. Auch wenn die Studienzahl noch gering ist, sind die Ergebnisse vielversprechend. Speziell Frauen, die nur ungerne Medikamente auf regelmäßiger Basis zu sich nehmen, könnten von Ingwer profitieren. Ein Selbstversuch lohnt sich auf jeden Fall. Vor allem wenn man berücksichtigt, dass Ingwer auch bei diversen anderen Krankheitsbildern Linderung verschaffen und die allgemeine Gesundheit fördern kann (siehe auch Wirkung und Anwendungsgebiete).