Ingwer und Krebs
Inhaltsverzeichnis
Hat Ingwer eine Wirkung bei Krebserkrankungen?
Krebs zählt zu den häufigsten Todesursachen in der westlichen Welt und ist die wohl mit Abstand am meisten gefürchtete Diagnose. Die Therapiemöglichkeiten sind nach wie vor eingeschränkt und nur begrenzt effektiv. Aus diesem Grund besteht ein großes Interesse an alternativen, natürlichen Möglichkeiten, Krebs zu bekämpfen. Ingwer könnte ein möglicher Kandidat sein, wenn es um die zukünftige Entwicklung von Krebstherapien geht.
Krebs ist eine der größten Herausforderungen, denen sich die westliche Medizin gegenüber sieht. Während die Zahlen der Krebs-Neuerkrankungen steigen, bleiben die etablierten Therapien problematisch, sei es aufgrund von unzureichender Wirkung, oder wegen starker Nebenwirkungen. [1] Dementsprechend suchen sowohl Patienten, als auch Wissenschaftler ständig nach neuen Methoden, wie man die Krebstherapie effizienter gestalten kann. Dabei spielen natürliche Pflanzen-Verbindungen eine wichtige Rolle, da sie häufig weniger Nebenwirkungen als gängige Medikamente aufweisen, und dabei sicher und kosteneffizient sind. [2]
Das Interesse an natürlichen Ergänzungen von Krebstherapien ist groß
Ingwer, bzw. seine Inhaltsstoffe zählen zu den vielversprechendsten Kandidaten, was den Einsatz in der Krebstherapie anbelangt. Zahl-reiche Studien in Zellkulturen und an Tieren belegen sein krebshemmendes Potential. Trotzdem wird der mögliche Nutzen von Ingwer oder auch anderen natürlichen Substanzen bei Krebs immer wieder kontrovers diskutiert. Das Problem: Es fehlen bislang die Studien am Menschen. Solche Untersuchungen sind lang-wierig und teuer. Und da die Verdienst-möglichkeiten bei natürlichen Inhaltsstoffen gering sind, fehlen im Vergleich zu synthetischen Medikamenten die Geldgeber.
Vorklinische Studien sind vielversprechend, es fehlen jedoch noch die Arbeiten am Menschen
Hinzu kommt die Erwartungshaltung der Menschen. Viele Menschen erhoffen sich durch Ingwer, oder andere Lebensmittel eine „Heilung“. Krebs zählt aber nun mal leider nicht zu den Erkrankungen, die im eigentlichen Sinne geheilt werden können. Man kann lediglich versuchen, das Voranschreiten der Erkrankung bestmöglich zu verhindern und die Lebensqualität zu verbessern. Dabei sind auch die kleinen Effekte, die durch natürliche Substanzen bedingt werden, wertvoll. Sind die Erwartungen jedoch sehr hoch, und bleibt die Wirkung nicht spürbar, ist die Enttäuschung entsprechend groß.
Ingwer hat ein krebshemmendes Potential, die Erwartungen der Menschen sind jedoch oft zu groß
Besonders problematisch wird es, wenn über das Internet zusätzlich überhöhte Wirkungsversprechungen verbreitet werden. Das führt dann häufig dazu, dass konservative Stimmen sich dazu berufen fühlen, die generelle Wirksamkeit von natürlichen Inhaltsstoffen in Frage zu stellen. Dabei ist man sich in der wissenschaftlichen Literatur eigentlich weitestgehend einig: Ingwer ist extrem sicher, zeigt ein großes Potential zur Krebsbekämpfung und Unterstützung von Krebstherapien und sollte möglichst bald in klinischen Studien an Krebspatienten getestet werden. [1,2]
Was ist Krebs und wie entsteht er?
Als Krebs bezeichnet man im Wesentlichen einen bösartigen Tumor. Unter dem Begriff Tumor wiederum fasst man jede Form von Gewebsneubildung (Neoplasie) zusammen. Diese Gewebsneubildungen können dann je nach dem, ob sie das umliegende Gewebe infiltrieren und in andere Organe streuen bösartig (maligne), oder gutartig (benigne) sein. Darüber hinaus unterscheidet man bösartige Tumore anhand des Gewebes, aus dem sie sich entwickelt haben: Karzinome entstehen aus Epithelzellen, also den Oberflächen von Organen, Sarkome entstehen aus Bindegewebe, Lymphome aus Zellen des Lymphgewebes und Leukämien sind nicht solide Krebserkrankungen der Zellen im Blut. [7]
Krebs bezeichnet die bösartige Neubildung von Gewebe
Im Prinzip ist Krebs lediglich die Fehlregulation von Wachstumsprozessen. In unserem Körper finden ständig Auf- und Abbauprozesse statt, die durch Wachstumssignale reguliert werden. Nehmen diese Wachstumsstimuli jedoch Überhand, kann es sein, dass einige Zellen beginnen besonders schnell zu wachsen und sich besonders häufig zu teilen. Diese „entarteten“ Zellen haben einen extremen Überlebenstrieb und setzen sich quasi gegen Abwehrmechanismen des Körpers zu wehr. Schafft der Körper es dann nicht, diese unkontrolliert wachsenden Zellen einzudämmen, entsteht irgendwann ein lose organisierter Zellverband, der sich im Körper ausbreiten kann: Ein Tumor. [7]
Krebs resultiert aus einer Fehlregulation von Zellwachstum
Die Entstehung von Krebs wird im Allgemeinen in drei Phasen unterteilt, die Initiation, Promotion und Progression. Dieses Modell gilt zwar in Teilen als veraltet, genügt jedoch, um ein ungefähres Verständnis von der Krebsentstehung zu entwickeln. Bei der Initiation kommt es zunächst zu einer Mutation, sprich, die DNA einer Zelle muss so verändert werden, dass die Zelle plötzlich ein anderes Verhalten zeigt und zum Beispiel fehlerhafte Proteine produziert. Diese Mutation muss dabei ein Gen betreffen, das die Zellteilung und das Zellwachstum kontrolliert. Solche Gene bezeichnet man auch als Tumorsuppressor- und Onkogene, je nach dem, ob sie unkontrolliertes Wachstum hemmen, oder fördern. Diese Mutationen werden durch sogenannte genotoxische Karzinogene ausgelöst. Dazu zählen unter anderem Tabak, Benzol und Formaldehyd. Außerdem kann oxidativer Stress solche Mutationen begünstigen. [2]Kontrollmechanismen der Zelle sorgen jedoch dafür, dass die meisten dieser Mutationen nicht zur Entstehung von Krebs führen.
Die Initiation von Krebs bezeichnet eine Mutation eines Gens, das das Zellwachstum reguliert
Schafft es eine mutierte Zelle zunächst den Kontrollmechanismen zu entgehen, braucht sie nun im Rahmen der Promotion weitere Wachstumsstimuli. Chronische Entzündungen durch z.B. Übergewicht und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bedingen ein erhöhtes Aufkommen von Entzündungsmediatoren, die unter anderem auch das Wachstum und das Überleben von Krebszellen fördern (siehe hierzu auch Entzündungen). Brustkrebszellen können durch die Hormone Östrogen und Progesteron einen verstärkten Wachstumsreiz erfahren. Und nicht zuletzt können äußere Karzinogene wie Tabak ebenfalls das Wachstum der mutierten Zelle fördern. [8]
Als Promotion bezeichnet man den Zeitraum, in dem eine mutierte Zelle zusätzliche Wachstumsreize erfährt
Die Progression ist der letzte Schritt der Krebsentwicklung, mit dem die mutierten Zellen endgültig ihren bösartigen Charakter entwickeln. Durch weitere Mutationen im Rahmen der Zellteilung wachsen die Zellen immer unkontrollierter und sichern ihr Überleben. Außerdem machen sich die Zellen „unsichtbar“ gegenüber dem Immunsystem, damit sie nicht von Immunzellen angegriffen werden. Vor allem aber werden die Krebszellen immortalisiert, sprich sie erwerben die Fähigkeit, sich unendlich oft zu teilen. Während normale Zellen nach einer gewissen Anzahl von Zellteilungen absterben, unterliegen die Krebszellen keiner solchen Regulation, sodass der Tumor rasant wachsen kann. [8]
Mit der Progression entwickeln die Krebszellen ihren bösartigen Charakter und können sich unbegrenzt teilen
Hat der Tumor erst mal seinen bösartigen Charakter entwickelt, versucht er zu streuen und sich im Körper auszubreiten. Dazu „schneiden“ sich die Krebszellen mit Enzymen durch das umliegende Gewebe, bis sie auf Blut- oder Lymphgefäße stoßen und mitgerissen werden. Schließlich verlassen sie an einer anderen Stelle des Körpers die Gefäße und nisten sich ein. Diese Tochtergeschwülste bezeichnet man als Metastasen. [8]
Die krebshemmende Wirkung von Ingwer
Inwiefern kann nun Ingwer bei Krebs helfen? Die Inhaltsstoffe des Ingwers beeinflussen die Krebsentstehung an verschiedenen Stellen und sind dazu in der Lage, die Krebszellen auch direkt zu bekämpfen.
Ingwer wirkt zum einen antioxidativ. Seine Inhaltsstoffe können sowohl direkt reaktive Sauerstoffspezies abfangen, als auch die körpereigenen antioxidativen Enzyme fördern. Dadurch hilft er, den oxidativ-bedingten Mutationen im Rahmen der Initiation vorzubeugen. [4]
Zum anderen wirkt Ingwer entzündungshemmend. Seine Inhaltsstoffe, vor allem die Gingerole und Shogaole, beeinflussen verschiedene Punkte der Entzündungsreaktion. So hemmen sie unter anderem das zentrale Molekül NF-kB, das die Produktion diverser entzündungsfördernder Enzyme und Mediatoren kontrolliert und außerdem die Überlebensfähigkeit von Krebszellen bedingt. Zugleich hemmt der Ingwer auch jene entzündungsfördernden Enzyme, die erst durch NF-kB aktiv werden, wie z.B. COX2, oder iNOS. Durch die Bekämpfung chronischer Entzündungen im Körper werden den Krebszellen jene Reize vorenthalten, die sie zum Wachstum anregen. [4]
Ingwer wirkt entzündungshemmend und antioxidativ
Wirklich interessant wird es jedoch erst, wenn man sich die Wirkung des Ingwers in Krebszellen, bzw. krebskranken Tieren anschaut. Hier zeigt sich nämlich erst, wie spezifisch die Inhaltsstoffe des Ingwers dem Krebs zu Leibe rücken.
Zunächst konnte auch in den Krebszellen die besagte entzündungshemmende Wirkung beobachtet werden. Darüber hinaus konnte man jedoch sehen, dass die Krebszellen verstärkt Apoptose, sprich zellulären Selbstmord begingen und weniger Überlebens-fördernde Moleküle gebildet wurden. Ironischerweise wurde die Apoptose häufig ausgelöst, indem der Ingwer in den Krebszellen oxidativen Stress auslöste, obwohl er diesen schädlichen Vorgang ja in gesunden Zellen hemmt. Außerdem konnte beobachtet werden, dass die Zellen aufhörten sich zu teilen und dass wieder vermehrt Moleküle produziert wurden, die die krebs-auslösenden Mutationen reparieren. Selbst die Enzyme, die es den Krebszellen ermöglichen, sich durch das Gewebe zu schneiden, wurden weniger produziert. Schließlich konnte man in Tierstudien sogar ganz konkret eine Abnahme von Zahl und Größe von Pankreas-Tumoren beobachten. [2]
Ingwer wirkt in Zellkulturen pro-apoptotisch, hemmt die Teilung von Krebszellen und reduziert die Größe von Tumoren in Tierstudien
Es existieren noch weitere Wege, auf denen Ingwer der Entstehung von Krebs entgegen wirken kann. So kann 6-Shogaol, einer der wichtigsten Inhaltsstoffe des Ingwers, nicht nur normale Krebszellen abtöten, sondern auch die besonders gefährlichen Krebsstammzellen erreichen, die für besonders viele Rezidive sorgen. [3] Außerdem hemmt Ingwer die Synthese von Fettsäuren in Leberzellen. Diese können die Mitochondrien der Leberzellen schädigen und begünstigen dadurch Adipositas-assoziierten Leberkrebs. [2]
Die chemopräventive Wirkung von Ingwer
Das, was Ingwer aber letzten Endes zur idealen Ergänzung von Krebstherapien macht, ist seine chemopräventive Wirkung. Unter diesem Begriff versteht man eine Reduktion der Nebenwirkungen von Chemotherapeutika. Bei diesen Medikamenten handelt es sich in der Regel um Substanzen, die Zellen angreifen, die sich besonders schnell teilen. Da Krebszellen ein besonders schnelles Wachstum zeigen, werden sie bevorzugt von Chemotherapeutika angegangen. Jedoch können auch andere, gesunde Zellen in Mitleidenschaft gezogen werden. Am bekanntesten ist dabei sicherlich die Wirkung auf die Zellen der Haut, was sich meist als Haarausfall bemerkbar macht. Jedoch können auch Zellen von Knochenmark, Magen-Darmtrakt, Nervensystem, Herz, Atemwegen und Leber betroffen sein.[1]
Eine der häufigsten und unangenehmsten Nebenwirkungen sind Übelkeit und Erbrechen. Dieser Effekt ist zum einen darauf zurückzuführen, dass viele Chemotherapeutika toxisch auf die Zellen des Darms wirken. Zum anderen binden die Substanzen an sogenannte Serotonin-Rezeptoren. Serotonin, das den meisten Menschen nur als „Glückshormon“ bekannt ist, dient auch der Regulation des Brechreizes. Durch Chemotherapeutika werden die Rezeptoren jedoch überstimuliert und es kommt zu Übelkeit und Erbrechen. [1]
Chemotherapeutika führen zu Übelkeit und Erbrechen und schädigen die Darmschleimhaut
Medikamente gegen Übelkeit können diese Symptome nicht immer unterbinden und bringen außerdem häufig selber Nebenwirkungen mit sich. Einige wirken einschläfernd, andere verursachen Durchfall, was weitere Probleme mit sich bringt, da die Patienten bereits durch die toxische Wirkung auf die Darmschleimhaut zu Durchfall neigen. [1]
An dieser Stelle kommt der Ingwer ins Spiel. Die Gingerole und Shogaole können nämlich die Serotonin-Rezeptoren blockieren und dadurch den Brechreiz lindern. Dabei wirken sie weder einschläfernd, noch verursachen sie Durchfall. [1] Im Gegenteil gibt es Studien, die zeigen, dass Ingwer das Wachstum gesunder Darmbakterien fördert [5] und positiv auf die Gesundheit der Darmschleimhaut wirkt. [6]
Ingwer wirkt gegen Übelkeit und fördert das Wachstum gesunder Darmbakterien und die Gesundheit der Darmschleimhaut
Was bleibt am Ende zu sagen? Kann Ingwer Krebs heilen? Ganz sicher nicht. Krebs ist bis heute eine der am schwersten therapierbaren Krankheiten überhaupt. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, ihm mit allen verfügbaren Mitteln entgegen zu treten. Ingwer erwies sich bislang in allen Studien als vielversprechend. Es deutet vieles darauf hin, dass Ingwer dem Voranschreiten von Krebserkrankungen entgegen wirken kann. Doch sollte man sich darüber bewusst sein, dass eine deutliche Wirkung wahrscheinlich nur bei langfristiger und regelmäßiger Einnahme zu Stande kommt.
Quellen
(7) https://de.wikipedia.org/wiki/Krebs_%28Medizin%29
(8) http://www.gesundheits-lexikon.com/Krebs/Krebserkrankungen/Krebsentstehung-Kanzerogenese.html